Wie der Toromirobaum wieder auf die Osterinsel zurück kam
Die wundersame Rettung des Toromiros
Von Jürgen Pohlmann
BONN. Er war ausgestorben, galt als verloren für immer und ewig:
der Toromiro, die einzige einheimische Baumart der Osterinsel. Wie durch ein
Wunder konnte er jedoch gerettet werden. Einen gehörigen Anteil an diesem
Erfolg haben die Botanischen Gärten der Universität Bonn, in persona Wolfram
Lobin.
Gelb blüht der Toromiro, der auf der Osterinsel als ausgestorben galt.
Im Botanischen Garten der Uni Bonn gelang dann 1993 die Toromiro-Nachzucht. Mit
den Setzlingen reiste Wolfram Lubin 1995 auf die Insel im Pazifischen Ozean.
Die Rettung dieses seltenen Baums ist eng mit Lobins beruflichem
Werdegang verbunden. Der promovierte Biologe und heutige Kustos der Botanischen
Gärten begann seine berufliche Karriere am Senckenberg-Naturmuseum in
Frankfurt. Ende der 1980er Jahre plante das Museum eine Expedition auf die
Osterinsel. Lobin sollte das Team begleiten und bereitete sich im Vorfeld
intensiv auf die Reise vor. Er studierte die Pflanzenwelt der Südseeinsel und
stieß auch auf Berichte über den Toromiro, einer wunderschönen gelbblühenden
Spezies, die als ausgestorben galt. Eine Legende besagt, dass der berühmte
norwegische Forschungsreisende Thor Heyerdahl Ende der 1950er Jahre den letzten
Toromiro auf der Osterinsel sah und einige Früchte sammelte, um sie mit nach
Hause zu nehmen. Seitdem ward diese Art nicht mehr gesehen.
Doch zurück zu Lobin. Noch ehe er seine Reise in den Pazifik antreten
konnte, ereilte ihn ein Ruf an die Botanischen Gärten der Uni Bonn. Um sich
einen Überblick über die Pflanzenvielfalt und den Artenreichtum des Botanischen
Gartens zu verschaffen, inspizierte er die üppige Vegetation in den
Gewächshäusern und den prächtigen Außenanlagen auf dem Areal in Poppelsdorf.
"Bei meinen ausgedehnten Rundgängen stieß ich auf eine Art, die mir durch
meine Studien über die Osterinsel bekannt vorkam. Weitere Untersuchungen ergaben,
dass es sich tatsächlich um ein Exemplar des Toromiros handelte."
Eine kleine Sensation, die in Lobin sogleich den Plan reifen ließ,
dieses wertvolle Einzelexemplar zu vermehren, um die kleinen Bäumchen auf die
Osterinsel zu bringen und dort anzupflanzen. Als in den Folgejahren weitere
Exemplare in den Botanischen Gärten von Göteborg in Schweden und Melbourne in
Australien und Vina del Mar in Chile auftauchten, wurde die
Toromiro-Management-Group gegründet, um die Rettung des Baums weltweit zu
koordinieren. Die Aktion gipfelte 1995 in einer Reise auf die Osterinsel, bei
der Lobin 160 Exemplare des Toromiros im Gepäck hatte. Der Traum von der
schnellen Rettung erhielt jedoch einen kleinen Dämpfer, als eine Pilzkrankheit
die Pflänzchen heimsuchte. "Die meisten Bäumchen sind nach und nach
eingegangen", bedauert Lobin.
Einige Exemplare haben jedoch auf der Osterinsel überlebt und dafür
gesorgt, dass die chilenischen Kollegen des Botanischen Gartens in Vina del Mar
die Initiative übernahmen. Sie haben in den vergangenen Jahren ihre
Toromiro-Pflanzen vermehrt und weitere Jungpflanzen auf die Insel gebracht, um
dem Toromiro wieder einen festen Platz auf Rapa Nui, wie die Osterinsel in der
Sprache der Ureinwohner heißt, zu sichern.
Infos: www.botgart.uni-bonn.de